
Als bekennender Nintendo-Fan und Retro-Freund war es mir eine große Freude, als mir der geschätzte Marc letzte Woche eine wahre Gaming-Rarität zukommen ließ: Die sagenumwobene Nintendo-64-Angel. Ohne Vorwarnung stand sie auf einmal auf meinem Schreibtisch. Für mich schon Grund genug, das gute Stück an die alte Daddelkiste anzuschließen, einmal kurz in die Cartridge zu pusten und diesen außergewöhnlichen Controller ein bisschen auszuprobieren. Petri Heil!

Etwas merkwürdig kommt man sich ja schon vor, wenn man mit einer abgeschnittenen, grauen Angel voller bunter Knöpfe vor dem Fernseher sitzt. Wie dieser verrückte geniale Kerl zeigt, kann man damit aber alle 64-Bit-Klassiker problemlos zocken – es sind ja auch (bis auf den L-Knopf) sämtliche Buttons vorhanden. Mangels passender Angelspiele für meine Lieblings-Konsole bin ich auf ein paar Klassiker ausgewichen, um den Ascii-Controller für euch zu testen: Super Mario 64, Mario Kart 64 und Super Smash Bros. haben zu Testzwecken deswegen den Weg in den Modulschacht gefunden.
Super Mario 64
Wer kann sich noch genauso gut wie ich daran erinnern, unseren Lieblings-Klempner erstmals in drei Dimensionen zu erleben? Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dabei ist es mittlerweile schon 20 Jahre her! Marios erster 3D-Ausflug hat nicht nur das Jump’n’Run-Genre neu erfunden, auch die Steuerung mit dem neuartigen Analog-Stick des Nintendo-64-Gamepads stellte eine wahre Videospiele-Revolution dar. Zum Glück passte beides super zusammen und Super Mario 64 ließ sich richtig gut steuern – zumindest meistens.

Nun ist der Angel-Controller nicht unbedingt für ein Jump’n’Run gedacht, erstaunlicherweise lässt sich Mario aber trotzdem richtig gut damit steuern. Etwas ungewohnt ist es schon, aber bereits nach ein paar Minuten fühlt es sich an, als hätte man das Spiel schon immer mit einer Angel gespielt. Selbst waghalsige Manöver sind mit dem Gamepad locker machbar, sobald man einmal ein Gefühl dafür entwickelt hat, welche Buttons an welcher Stelle sind – erstaunlich!
Würde ich den Angel-Controller für Super Mario 64 empfehlen? Nun, tatsächlich ja. Er liegt überraschend gut in der Hand und hat ein angenehmes Gewicht. Im Prinzip hat er sogar eine eingebaute Rumble-Funktion, die bei meinem Modell aber leider nicht mehr funktioniert, da wohl mal die Batterien ausgelaufen sind und die Kontakte zerstört haben. Ihr könnt den bierbäuchigen Klempner aber natürlich auch weiterhin mit einem ganz normalen Controller steuern.
Mario Kart 64
Mario Kart muss ich wahrscheinlich niemandem erklären, selbst Nicht-Zocker kennen die Rennspielserie in der Regel und zocken auch gerne hin und wieder eine Runde. Deshalb will ich gleich zum Punkt kommen: Nein, lasst die Angel bei diesem Game lieber im Schrank, man sollte ein Fahrzeug wirklich lieber nicht damit steuern. Tatsächlich ist dafür aber nur die etwas suboptimale Anordnung der Knöpfe verantwortlich. Prinzipiell lässt sich das Spiel nämlich problemlos steuern, nur könnt ihr leider nicht gleichzeitig A und R drücken. Experten wissen sofort, warum das problematisch ist: Mit A gebt ihr Gas und mit R wird gedriftet. Beides gleichzeitig geht nun aber nicht – damit ist es ausgeschlossen, wirklich gut zu fahren.

Das musste ich bei meinem kleinen Selbsttest am eigenen Leib spüren. Leute, die mich kennen, wissen, dass ich durchaus nicht der schlechteste Mario-Kart-Fahrer bin. Der ein oder andere mag als Rivale sogar schon an mir verzweifelt sein. Ohne die Möglichkeit zu driften habe aber selbst ich schon bei CPU-Gegnern auf 100 ccm große Probleme, Erster zu werden. Ohne Driften geht bei Mario Kart einfach nichts. Auch wenn mir der Angel-Controller wirklich gut gefällt, über die Rennpisten des Pilz-Königreichs werde ich damit eher nicht mehr heizen.
Super Smash Bros.
Ach ja, was wäre die Welt der kompetitiven Videospielturniere nur ohne Super Smash Bros.? Auf jeden Fall ein ganzes Stück langweiliger. Der Nintendo-Prügler, dessen erster Ableger 1999 das Licht der Welt erblickte, hat es mittlerweile zu vier Generationen gebracht – und sicher für unzählige tolle Multiplayer-Sessions gesorgt. Normalerweise kommt wohl niemand auf die Idee, das Spiel mit einem Angel-Controller zu zocken. Der eingangs erwähnte „geniale Kerl“ kommt aber nicht nur auf die Idee, er macht seinen Gegner damit auch noch richtig platt – was mich dazu inspiriert hat, es selbst auszuprobieren.

Das ich anders als besagter „Kerl“ kein Turnier-Zocker bin, musste ich mir allerdings schon nach kurzer Zeit eingestehen. Im Gegensatz zu Mario Kart 64 habt ihr hier zwar keine Probleme mit der Anordnung der Buttons, allerdings ist es trotzdem wirklich schwierig, in den hektischen Gefechten immer die richtigen Knöpfe zu erwischen. Meinen Plan, bei Multiplayer-Sessions mit Freunden den coolen Typ zu geben, der mit einer Angel alle fertig macht, muss ich also wohl leider wieder zu Grabe tragen. Nichtsdestotrotz funktioniert die Steuerung des Kampfspiels mit dem Angel-Controller auch ganz gut. Mit ausreichend Übung und Gewohnheit kann man seine Gegner bestimmt genauso fertig machen wie „der Kerl“.
Lohnt sich der Kauf?
Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, nur noch mit einer Angel zu zocken (oder vielleicht sogar tatsächlich ein Angel-Spiel für das Nintendo 64 besitzt), empfehle ich euch, auf den einschlägigen Verkaufsplattformen nach Begriffen wie „Nintendo 64 fishing pole“ oder „Nintendo 64 fishing controller“ zu suchen. Meist bekommt ihr den außergewöhnlichen Controller aber nur aus dem Ausland, außerdem werden recht happige Preise verlangt. Wenn ihr nicht gerade Sammler seid, zockt eure Games also ruhig weiter mit einem normalen Controller.
Was haltet ihr von dieser Kuriosität aus der Welt der (Retro-)Videospiele?
Ein Gedanke zu “Die Nintendo-64-Angel”